Konzert mit therapeutischer Wirkung
"Bühne Carambolage" tritt im Schnürschuhtheater auf / Bremische Surfpartien und Liebestaumel zum Mitsingen - 27.10.2011
Neustadt. Wenn ein Konzert die gleiche Wirkung verspricht wie fünf Sitzungen bei einem Paartherapeuten, dann kann sich das Publikum auf einen durchaus interessanten Abend freuen. Eine abwechslungsreiche Sitzung darf obendrein erwartet werden, zumal die Therapeutinnen und Therapeuten in Gestalt der Such Fine Ladies, der Band Lichtenstein und des Schauspielers Jost Herbig daherkommen.
Am vergangenen Freitag traten die "Such Fine Ladies" Julia Jansky und Ingrid Strajhar-Herbig, die Band Lichtenstein, bestehend aus Effi Geffken, Martin Fricke und Jörg Albrecht, und der Schauspieler Jost Herbig bereits zum vierten Mal unter dem Namen "Bühne Carambolage" gemeinsam auf. Mit besonderen Interpretationen von Liedern von Cher, den Beatles oder Henry Valentino bringen sie auch dieses Mal ihre Gäste im vollbesetzten Schnürschuhtheater zum Lachen und animieren sie zum begeisterten Mitsingen.
Unter dem Titel "Liebestaumel Version3" präsentieren die Akteure ein breitgefächertes Repertoire von französischen Chansons über Rock-Pop-Schnulzen bis zu Schlagern - alles rund ums Thema Liebe und den Kampf der Geschlechter. Besonders gut kommen beim Publikum die umgedichteten Lieder mit bremischem Bezug an. So wird aus dem Song "Let's go surfing" von den Beach Boys ganz schnell eine Surfpartie auf dem Werdersee.
Stets folgt den Liedern ein Gedicht
"Die Lieder, die auf die Region bezogen sind, sind immer sehr beliebt", weiß auch Waltraud Heemsath, ein eingefleischter Fan des Ensembles und bei fast jedem Konzert dabei. "Die gehören mittlerweile einfach schon dazu." Die musikalischen Einlagen der "Such fine Ladies" und Effi Geffkens werden immer wieder durch kurze Gedichte unterbrochen, die Jost Herbig, Schauspieler vom Theater Phönix, vorträgt. Ob Goethe, Morgenstern oder Heinz Erhardt, stets folgt nach einigen Liedern das thematisch passende Gedicht.
"Es geht mir natürlich auch um Liebe, Lust und Leidenschaft", sagt Herbig. "Aber vor allem geht es mir um Humor." Und Heinz Erhardts Gedichte kommen beim Publikum besonders gut an. "Diese Unterbrechungen durch die Gedichte sind wirklich sehr gut gelungen", findet Jutta Grebner, die sich einen Platz in der ersten Reihe gesichert hat. "Nach den Liedern freut man sich immer wieder auf ein Gedicht und umgekehrt." Die in Peterswerder lebende Grebner hatte extra einen Ausflug nach Vegesack abgekürzt, um abends die "Such Fine Ladies" und ihre Begleitung zu sehen. "Das ist wirklich eine Show, die viel Herz ausdrückt", sagt sie am Ende. "Das bekommt man in Profi-Aufführungen nicht mehr mit. Da ist alles immer zu perfekt." Und so tut es der Stimmung eben keinen Abbruch, dass an diesem Abend im Schnürschuhtheater nicht immer alles perfekt läuft. Im Gegenteil: Gerade das macht den Charme der "Bühne Carambolage" aus.
"Hier kann den Leuten ruhig auch mal ein Schnitzer passieren, das unterstreicht nur die ungezwungene Atmosphäre der Aufführung", sagt Jürgen Wenker aus Oberneuland. Auch er ist ein Fan der ersten Stunde. Der trockene Humor der Akteure, mit dem sie jede Situation meistern, überzeugt auch den Schwachhauser Harald Czacharowski. "Das Programm ist rundum gut. Die Deko, die Farben, die Stimmung, hier passt einfach alles." Die versprochene Paartherapie lassen Julia Jansky und Ingrid Strajhar-Herbig gekonnt in die Texte ihrer vorgetragenen Lieder einfließen. So lernen beispielsweise die anwesenden Männer bei "It's in his kiss" von Cher, dass weder Geld noch gutes Aussehen für Frauen wirklich wichtig sind. Wahre Liebe und Leidenschaft gebe es laut Jansky sowieso nur zwischen Frauen und ihren Schuhen - und auch darauf gab's ein Lied.
Neben zahlreichen Musikbeiträgen mit eher komischer Note, unterstrichen durch sorgfältig ausgewählte Accessoires wie Blümchenketten oder Seemannshüte, ist auch für Romantiker unter den Zuschauern einiges dabei. Als Effi Geffken mit seiner unverwechselbar rauchigen Stimme "Sie", eine deutsche Version von "She" von Elvis Costello, singt, kommt aus dem Publikum ein leise schmachtendes. aber doch deutlich vernehmbares: "Oh wie schön".
Mit dem Thema "Liebestaumel Version3" spricht die "Bühne Carambolage" auch an diesem Abend wieder alle Anwesenden an, die 22-jährige Marie Strajahr ebenso wie die 83-jährige Annegret Neuhöffer. "Liebe ist doch ein zeitloses Thema", sagt auch Harald Czacharowski. "Das passt einfach immer." Dass die Liederauswahl offensichtlich gut ankommt, zeigt die Reaktion des Publikums.
Bei Stücken wie "Im Wagen vor mir" oder "All you need ist love" klatschen alle begeistert mit, und viele stimmen sogar in den Gesang mit ein. "Ich bin eigentlich Klassik-Fan", sagt die Zuschauerin Gabriele Wittenberg. "Aber der Auftritt heute war einfach toll. Ich war das allererste Mal bei der ,Bühne Carambolage', aber es war bestimmt nicht das letzte Mal."