Fangemeinde trampelt mit den Füßen
Buntentor. Mal schwarze Wildleder-Stiefeletten mit unheimlich hohen Absätzen, mal rosa Pumps mit zierlichen Knöpfchen und Pfennigabsätzen, die Schuhe der A Cappella singenden 'Such Fine Ladies' fallen den Besuchern des Konzertes 'Liebe und andere Katastrophen' im Schnürschuhtheater sofort ins Auge. Sie lenken ein bisschen ab von der Musik, um die es eigentlich geht.
Doch der Blick geht schnell von den Schuhen nach oben, denn die 'Such Fine Ladies' starten temporeich ihr Programm. Gleich zu Beginn heizen die Mädels und Jungs mit 'The Shoop Shoop Song (It?s In His Kiss)' von Cher ein. Die froh gelaunten Ladies Julia Jansky (Sopran) und Ingrid Strajhar-Herbig (Mezzosopran und Alt) zeigen bei ihrer Bühnenshow, was in ihnen steckt. Ihre Begleitband 'Friends' sind die Weser-Jungs Jörg Albrecht, der mit fliegenden Fingern am Keybord sitzt und seinen Bass ertönen lässt, Wolfgang Hildebrand an allen Gitarren und als Statist für feine bis derbe Scherze zuständig sowie Jost Herbig vom Phönix Theater, der Heinz Erhardt, Erich Mühsam oder Werner Finck rezitiert, wenn sich die Weser-Ladys eilig umziehen und mit neuen Schuhen die Bühne betreten.
Die Ladies präsentieren Hit auf Hit.
Typische Requisiten aus der Damengarderobe füllen die Bühne: Täschchen wie Dessous hängen vom Mikrofonständer, bunte Schals zieren die Stuhllehnen und Schmuck glitzert auffällig. Die Ladys präsentieren Hit auf Hit: 'California Dreaming', 'Das bisschen Haushalt' oder 'Die Männer sind alle Verbrecher'. Abbas? Song 'SOS' oder 'Killing me softly' von Roberta Flack kommen auf Deutsch und mit spitzer Zunge daher. Alles passt zusammen, wenn die Ladys über ihre lieben Männer, deren Macken und ihre Schwächen singen. Deutsche Texte sind zweideutig bei 'It?s raining man'. Gefragt 'Bist du trocken?', blickt Jörg Albrecht unterm rosa Schirm hervor. Weiter geht?s: 'Ich werd rausgehn. Ich mache mich bereit. Für die absolute Feuchtigkeit.' So die Ladies über den Regentag. Und plötzlich ist Pause, 'schon' nach 75 Minuten.
Mit Peter Maffays 'Über sieben Brücken', der sich von der Ost-Band 'Karat' den Song geliehen hat, betreten die 'Such Fine Ladies' wieder die Bühne, und das Publikum geht mit. Bei Abbas? 'Thank you for the music' wird lauthals mitgesungen. Nachdem die Ladies zwei Stunden auf der Bühne necken, kokettieren, witzeln und swingen, kündigen sie das Ende der Show an. Die Fangemeinde trampelt mit den Füßen. Sie will mehr. Nach drei Stunden Show mit Zugaben singen alle gemeinsam 'All you need is love' von den Beatles.
Julia Jansky und Ingrid Strajhar-Herbig treten circa 20 Mal im Jahr als 'Such Fine Ladies' auf. Julia Jansky ist Diplom Betriebswirtin, isst gern Pfannkuchen und trägt Pumps der Größe 37, als Tipp für ihre Fans. Ingrid Strajhar-Herbig ist Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Therapeutin, und schwört auf Bruschetta. Sie trägt Stiefel und Pumps Größe 38.
Alle Einnahmen aus den Konzerten der 'Such Fine Ladies' und der neuen CD gehen als Spenden in ein Straßenkinderprojekt in Südafrika und an den Bremer Hospizverein. Und das, seit sie vor sieben Jahren als Trio angefangen haben. Als nach Mitternacht die Musiker schon längst ihre Instrumente eingepackt haben, bestellt einer 'Sekt für alle'. Die Besucher der immer noch gut gefüllten Bar freut?s.